Höher, weiter, besser – Haben wir ein Ressourcenproblem im Zahlungsverkehr?

Höher, weiter, besser. Der Zahlungsverkehr der Schweiz ist im Umbruch. Die laufende Migration auf die neuen Customer to Bank Formate beschäftigt sowohl Gross- als auch Kantonalbanken. Banken, Softwarepartner und Bankkunden stehen in der Verantwortung bis Mitte 2018 auf die neuen ISO-20022-Formate zu migrieren – eine ressourcenfordernde Aufgabe für alle Beteiligten.
Mit der Migration auf ISO 20022 geht in vielen Fällen auch der Wechsel auf neue Kanäle wie zum Beispiel EBICS einher. Diese zusätzliche Komplexität bindet auf Seite der Banken nicht nur First- und Second-Level Support Ressourcen. Viele Banken haben ein Kernteam von ZV-Experten aufgebaut (Third Level Support), um bei Fachfragen zu unterstützen. Es gilt Probleme und Fehler zu analysieren und die Kommunikation in Richtung Unternehmenskunde und Softwarepartner à jour zu halten.  
Doch während sich alle drei Parteien derzeitig noch schwer tun, den von der SIX geforderten Migrationsstatus zu erreichen, rücken neue Themen wie eBill und QR-Bill immer näher. Während der QR-Bill nach neusten Erkenntnissen auf Mitte 2019 - Anfang 2020 verschoben wurde, wird an dem Migrationstermin für den eBill mit Ende 2018 festgehalten. Eine Zerreissprobe für Banken mit Blick auf die Ressourcensituation. Notgedrungen müssen Mitarbeiter aus Business und IT von bestimmten Projekten abgezogen werden, um andere aufzubauen, während auf den verbleibenden die Last erhöht wird. Eine Situation, die an das Spiel Jenga aus Kindertagen erinnert – immer höher und weiter – trotz gleichbleibender Steinzahl.
The „game“ must go on
Doch es gilt „too big to fail“. Weitere Projekt- und Enddaten zu verschieben ist nach der Auffassung des Autors nicht die richtige Vorgehensweise. Das Rad der Migration ist ins Rollen geraten und sollte unter keinen Umständen gestoppt werden. Die Vorteile, die durch die neuen ISO-Formate ermöglicht werden, können erst bei Ausrollung auf den Markt in ihrer Gänze genutzt werden.  Ebenfalls würde eine Verschiebung der Folgeprojekte wie eBill und QR-Bill ein falsches Bild abgeben und könnte zu einem Vertrauensverlust führen. Ähnlich wie bei Jenga gilt es demnach die Ressourcen so gut wie möglich einzusetzen, ohne dass der Turm einstürzt. Dies benötigt sowohl Fingerspitzengefühl bei den Managern, wie auch Ausdauer bei den Mitarbeitern, die automatisch mehr Last als vorher tragen müssen.
Was tun, wenn das Konstrukt zu kippen droht?
Mit Blick auf mögliche Lösungen kristallisieren sich drei Alternativen heraus:
1. Interner Aufbau neuer Experten
Der interne Aufbau von neuen Zahlungsverkehrsexperten kostet zwar im ersten Schritt an anderen Orten Ressourcen, ist jedoch langfristig betrachtet eine mögliche Lösung. Schwierigkeit hierbei ist jedoch die Attraktivität, die der Zahlungsverkehr ausstrahlt. Trotz Grundlage und Basis einer jeden Grossbank tönen Themen wie Robotics, Digital Identity, Blockchain und Artificial Intelligence spannender und ziehen gerade junge Trainees und Berufsanfänger an. Daneben stellt sich auch die Frage, was nach der Harmonisierung ansteht.  
2. Outsourcing bzw. Einkauf externer Berater
Wie bei Jenga würden neue Steine, die ohne grossen Aufwand oben aufgelegt werden können, ohne Steine im unteren Bereich zu entfernen, die Situation erheblich vereinfachen.Doch leider ist dies sowohl bei Jenga, als auch in der Realität nur schwer möglich. Der Markt gibt nur eine geringe Zahl von Zahlungsverkehrsexperten her und ebenfalls auf Seiten der Beratungshäuser müssen neue Themen wie eBill und QR-Bill erst erarbeitet werden, was neben bestehenden Projekten nur mittels Teamwork zu meistern ist.
3. Automatisierung von Prozessen, um eine Umschichtung von Ressourcen zu erwirken
Liegt die Lösung also doch in der Automatisierung? Im Bereich der Stammdatenmigration können Robots tatsächlich einiges an Arbeit abnehmen. Grossbanken setzen bereits heute stark auf den Trend und arbeiten in verschiedenen Bereichen bereits mit Robotik Lösungen. Auch im Bereich Testing können viele Aufgaben bereits heute automatisiert bearbeitet werden. Doch Aufgaben wie Requirement Engineering oder Kundenmigration können nur schwer durch Roboter übernommen werden. Hier benötigt es ausgebildete Fachkräfte.
Die Lösung liegt einmal mehr in der Kombination von allen drei Lösungsalternativen und so legen wir fleissig den nächsten Stein eine Stufe höher. Vielleicht ist ja bei Ihnen im Projekt der nächste Stein ein PPI-Schweiz-Stein.


Für Sie gebloggt hat Florian Stade.

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