#quergedacht: Die Herausforderungen von morgen

Quergedacht, 2017, Digitalisierung, PPI
Während sich die Grossbanken dem kritischen Punkt der Erfüllung der regulatorischen Auflagen immer mehr nähern, werden die Hürden für traditionelle Banken immer höher. Für viele Finanzinstitute ist die Entscheidung, gross angelegte digitale Transformationsprogramme auszuführen, zu spät gekommen und für diejenigen mit komplexen Legacy-Technologien und -Prozessen scheint die Herausforderung unüberwindbar. Noch nie sind so viele digitale Transformationsprogramme gescheitert. Oft durch die neue Zahlungsdiensterichtlinie (PSD2) und durch regulatorische Motive veranlasst.

Heute stehen viele Finanzinstitute vor der grossen Frage: Was tun?
  • Änderung des veralteten und antiquierten Legacy-Geschäftes? Wenn ja, tun Sie es schnell!
  • Auf der grünen Wiese eine digitale Bank entwickeln, die letztlich darauf ausgerichtet ist, das traditionelle Geschäft zu kannibalisieren?
  • Erwerb einer etablierten „Herausforderer-Bank“ und Kooperationen mit FinTechs?
2017 wird nicht das Jahr sein, das uns die Antworten auf diese Fragen offenbaren wird. Es scheint jedoch sicher zu sein, dass diese drei Strategien Diskussionen in den Führungsetagen auslösen werden. Die grösste Gefahr für etablierte Finanzinstitute ist, dass sich das bestehende Management durch Gedanken der Digitalisierung leiten lässt und eine „digitale Bank“ startet, die nur Show und ohne Substanz ist. Es müssen jedoch echte und sinnvolle digitale Veränderungen innerhalb der Bank herbeigeführt werden, damit die Kunden auch einen wirklichen Unterschied erleben.

Innerhalb der Banken wird der Strukturwandel eine Machtverschiebung unter den Führungskräften auslösen. CIOs werden nicht mehr die einflussreichsten Technologieentscheider sein und der weitere Aufstieg des „Chief Digital Officers“ und in vielen Fällen auch der des „Chief Marketing Officers“ bedeuten, dass das Unternehmen das IT-Team zunehmend in die Implementierung von "digital" in die gesamte Organisation einordnen wird. Die Position des „Chief Data Officer“ wird immer mächtiger und es wird immer deutlicher, dass eine Bank, die in einer digitalen Welt erfolgreich sein will, eine Führung haben muss, welche die Technologie verinnerlicht hat. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Rolle des Beschaffungsteams neu bewertet wird und neue Bewertungsprozesse entwickelt werden, denen Agilität und Zeit bis zur Marktreife zugrunde liegen – nicht nur Kostenverhandlungen, Lieferantenkonsolidierung und Reputation in der Industrie. 

Viel kann darüber gesagt werden, wie traditionelle Beschaffungs- und Technologieprozesse Innovationen hemmen - das Aufkommen von „Fintech Unicorns“ (Start-up Unternehmen mit einer Bewertung von mehr als einer Milliarde US$ und nach 2000 gegründet) und die Einführung von Partnerschaftsprogrammen mit Inkubatoren / Acceleratoren sind Beweis genug dafür, dass die Regeln des Spiels umgeschrieben werden.
Dennoch ist es sehr wahrscheinlich, dass ein paar dieser „Einhörner“ das Jahr 2017 nicht überstehen werden, da einige, die einst die Lieblingspioniere der "Disruptiven Industrie" waren, keinen Mehrwert mehr bringen.

2017 werden mehrere bedeutende Fintech Start-ups Finanzierungen für mehr als drei bis vier Jahren erhalten und wenn sich der Markt für einen gesunden Börsengang nicht förderlich zeigt oder die Ergebnisse nicht dem enormen Potenzial entsprechen, das ursprünglich in Betracht gezogen wurde, wird es sehr wahrscheinlich sein, dass diese Geldhähne auch schnell wieder versiegen. Auch dieser Trend wird keine Überraschung sein, da die meisten Risikokapitalgeber im Technologieumfeld davon ausgehen, dass sich nur eine von zehn Investitionen auszahlen wird. Es bedeutet auch, dass die Fintech Start-up Szene und der damit verbundene Hype 2017 eine kleine Dosis Realität und Ernüchterung erleben könnte.

Auf der anderen Seite könnte das massive Vakuum von digitalen Talenten in der Finanzindustrie die dringend benötigte Erleichterung durch Neueinsteiger erhalten, die auf dem Rekrutierungsmarkt verfügbar werden. Die Anstellung von Leuten mit digitalen Fähigkeiten wird 2017 für Unternehmen, die nachhaltig auf Digital-First setzen, ein unumgängliches Gebot sein. Diese Talente zu gewinnen und auch zu behalten ist jedoch eine Herausforderung für sich selbst. Banken und Versicherungen haben es historisch gesehen schon schwer Arbeitskräfte aus der Gruppe der Gen Y, Digital Natives zu rekrutieren und werden sich mit Beschaffungsunternehmen zusammenschliessen müssen, die das  können. Im Rahmen des strukturellen Wandels der Finanzdienstleistungen, die den Kunden angeboten werden, muss sich auch der Arbeitsplatz von Banken und Versicherungen drastisch ändern. Flexible Arbeitszeiten, kreative und energetische Büroumgebungen sowie sinnvollere Arbeit werden entscheidend sein, wenn es darum geht, eine neue digitale Kultur in der gesamten Organisation zu schaffen.

„Digital“ werden bedeutet nicht nur die Veränderung der Dienstleistungen, die Sie Ihren Kunden bieten, sondern auch die Veränderung der Arbeitsmoral und der Werte Ihres Finanzunternehmens. Wir erwarten 2017 spannende Diskussionen darüber, wie Finanzinstitute beabsichtigen, den „Arbeitsplatz der Zukunft“ zu gestalten.


Quergedacht hat für Sie René Heusser.


PPI Schweiz, Digitalisierung, XS2A, PSD2, quergedacht

René ist Partner bei PPI Schweiz und Experte für Digital Banking, elektronischen Zahlungsverkehr und Trade Finance.
Im Bereich Digitalisierung verfügt er über Expertise in PSD2, Access to Accounts und Open Banking. 
Als Senior Consultant arbeitet René in Kundenprojekten zur Harmonisierung Zahlungsverkehr.





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