E-Banking Forum auf dem Petersberg: Europäischer Zahlungsverkehr zündet die zweite Stufe

Bereits zum zwölften Mal luden PPI AG und SIZ GmbH ins ehemalige Gästehaus der Bundesregierung auf den Petersberg bei Bonn.
Innerhalb der altehrwürdigen Mauern, mit anfangs noch nebligen Aussichten auf den Rhein und die frühere Hauptstadt Bonn, trafen sich zahlreiche Vertreter der Finanzbranche, um sich über die neuesten Entwicklungen im Zahlungsverkehr auszutauschen. 
Während zwei Jahre zuvor die Einführung von SEPA diskutiert wurde, verriet die Agenda in diesem Jahr, dass zahlreiche Neuerungen ins Haus stehen, die sowohl auf Kunden- wie auch auf IT-Seite weitreichende Auswirkungen haben werden.

Nach der Begrüssung durch Benno Rieger (SIZ) und Thorsten Völkel (PPI) gab Katja Heyder (EBA Clearing) auch gleich den Takt vor und berichtete über den Stand von SEPA Instant Payment. Die Abwicklung einer SEPA-Zahlung quer durch Europa innerhalb von wenigen Sekunden stellt nicht nur Banken vor grosse Herausforderungen. Stand heute: Es werden rund 40 Millionen Zahlungen täglich über das Clearingsystem STEP2 abgewickelt und es wird davon ausgegangen, dass bereits 2017 mehrere Millionen Zahlungen realtime ausgeführt werden. Immerhin wollen 60 Finanzinstitute an SEPA Instant Payment teilnehmen. Anbinden können sich Banken zunächst über SIA. PPI wird in Kürze eine Anbindung über EBICS zur Verfügung stellen. Mehrere EU-Länder bekunden bereits Interesse an nationalen Instant Payment Lösungen, die jedoch über EBA Clearing auch für SEPA-Zahlungen erreichbar sein sollen. Momentan wartet man auf die Finalisierung der Spezifikationen, die wegen dem neuen EPC-Rulebook angepasst werden müssen. Neben den technischen Unterlagen braucht es einen gesetzlichen Rahmen. Auch hier zeigt sich Katja Heyder zuversichtlich, dass dieser bis Mitte 2017 stehen wird.
Für Banken bedeutet die Erreichbarkeit am Instant Payments Verfahren ein Umdenken bei der Disposition von Liquidität und auch – nicht zu unterschätzen – ein Neudenken im IT-Management. Zahlungsverkehr, der rund um die Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen läuft, erlaubt keine mehrstündige oder wochenendlange Systemunterbrüche, zum Beispiel beim Einspielen neuer Releases.

Auf den Auftritt von Katja Heyder folgte Eric Waller von der SaarLB. Waller gab einen durchaus interessanten Einblick in die Lösung „Sarea flux“, mit der die SaarLB französische Kunden via EBICS anbindet. Mit 40 Prozent bilden die Franzosen einen erheblichen Anteil im Kundenbuch der Bank. Frankreich kann zwar EBICS, jedoch ist das französische EBICS, verglichen mit der deutschen Variante, erheblich einfacher. „Sarea flux“ löst dabei nicht nur die „sprachlichen Barrieren“ der beiden EBICS-Standards, sondern auch die unterschiedlich funktionierende Unterschriftsprüfung. 
Auf der anderen Seite bindet SaarLB deutsche Kunden nach dem deutschen EBICS-Standard mit seinen zahlreichen Auftragsarten an und spielt durch ihre Zweisprachigkeit nicht nur bei EBICS eine wichtige Rolle an der Grenze zu Frankreich.


Wie Firmenkunden ihre EBICS-Benutzer selbst administrieren können zeigte im Folgenden Michael Schunk von PPI.
Vielfach ist es ein langwieriger Prozess neue EBICS-Teilnehmer anzulegen, mit den nötigen Berechtigungen auszustatten und freizuschalten. Je nach Grösse der Bank sind mehrere Bankmitarbeiter ausschliesslich mit der Teilnehmerverwaltung beschäftigt. Auf der anderen Seite wünschen sich Firmenkunden mehr Selbstbestimmung bei der Vergabe von Rechten und wollen eigene organisatorische Rahmenbedingungen bezüglich der Freigabe von Zahlungen schaffen. Sie erwarten von ihren Finanzinstituten die fachlichen und technischen Voraussetzungen sowie die Abklärung der rechtlichen Vorgaben. Mit der Selbstadministrationslösung von PPI können Firmenkunden selbständig neue Teilnehmer hinzufügen, Konten zuordnen, Auftragsarten pflegen, Unterschriftsklassen und Limiten zuordnen. Selbstverständlich wird das Vier-Augen-Prinzip gewahrt. So kann die finale Freigabe entweder durch eine Zweitperson des Unternehmens oder durch einen Bankmitarbeiter erfolgen.
Die Selbstadministration spart beim Firmenkunden Zeit, ermöglicht es ihm, auch in Notsituationen flexibel seine EBICS-Teilnehmer zu verwalten und erlöst die Bank schlussendlich von personalintensiver Administrationsarbeit.


Nach den morgendlichen Nebelstunden kam zum Nachmittag die Sonne heraus und ermöglichte den Gästen auf dem Petersberg einen wunderbaren Blick auf den Rhein.
Die drei folgenden Vorträge konnten sich ebenfalls sehen lassen.
Jost Ewald, Gruppenleiter Accounting & Services von der Lufthansa startete die zweite Runde mit seinem Vortrag zum Thema "Elektronische Rückrufe aus Kundensicht". 
Vorbei ist die Zeit von Fax und Telefon – begonnen hat das Zeitalter von digitalisierten Lösungen. Eine Notwendigkeit, so Ewald, die nicht nur auf die Digitalisierungswelle zurückzuführen ist. Monatlich werden 84.000 Gehaltsüberweisungen verteilt auf 250 Sammler verarbeitet und dabei passieren Fehler. Um diese möglichst schnell und flexibel bearbeiten zu können, ohne dabei den regulären Überweisungsprozess durcheinander zu bringen, braucht es eine neue Lösung. Ortsunabhängig, skalierbar, zeitlich flexibel und schnell soll sie sein und dabei sowohl das Cash Out Risiko minimieren, also auch dafür sorgen, dass alle Mitarbeiter rechtzeitig ihr Gehalt bekommen. Gerade Letzteres, der sogenannte "emotionale Faktor", ist für eine gute Zusammenarbeit und den gemeinsamen Erfolg im Unternehmen entscheidend. In Zusammenarbeit mit der Deutschen Bank und PPI entstand eine Lösung, die genau dies ermöglicht. Eine wirkliche Success Story für alle Beteiligten.

Als Nächstes stand das Thema PSD2 auf der Tagesordnung. Hans-Peter Dünnwald, Fachgruppenleiter bei SIZ GmbH und Dr. Hubertus von Poser, Mitglied der Geschäftsleitung bei PPI nahmen sich dem Thema gemeinsam an und referierten sowohl über die Pflichten als auch die Chancen, die sich durch die neu beschlossene Richtlinie ergeben. PSD2 verpflichtet alle Banken in der EU bis Herbst 2018 die neue RTS (Regulatory Technical Standards) zu erfüllen und entsprechend eine Schnittstelle zu eröffnen, die Drittdiensten den Zugriff auf die Zahlkonten ermöglicht. Ein heiss diskutiertes Thema, wie auch die spätere Fragerunde zeigte. Wer darf nun alles auf die Konten zugreifen? Welche Prüfungen werden bei Drittdiensten durchgeführt bevor sie die Schnittstellen nutzen dürfen? Passieren die Prüfungen lokal bei den Banken oder zentral durch eine Prüfstelle und was bedeutet in diesem Zusammenhang eigentlich Dynamic Linking? Spannende Fragen, zu denen wir Ihnen auf Anfrage gerne unter info@ppi-schweiz.ch mehr Informationen zur Verfügung stellen. Spannend sind auch die Informationen über die Gremien und die Tatsache, dass die Schweiz innerhalb der DACH Working Group (Deutschland, Österreich und Schweiz) ebenfalls über die PSD2 und ihren Nutzen mitdiskutiert. Gerade der Nutzen und die Chancen sind es nämlich, die es hervorzuheben gilt. Abwehren ist nicht die richtige Strategie, so Hubertus von Poser. Viel eher sollte die neu etablierte Schnittstelle genutzt werden, um in Kooperation mit FinTech oder aus eigener Kraft heraus neue Produktideen zu entwickeln. Die Geschäftsmodelle in Europa werden sich durch die PSD2 radikal verändern. Um den Anschluss nicht zu verlieren sollten die vielen Chancen genutzt werden. Der Appell der beiden Profis: Kooperationen eingehen und die PSD2 nutzen und sich nicht dagegen sperren. Wir unterstützen Sie hierbei gerne mit Ideen und Informationen.

Der Abschluss wurde traditionell durch Dr. Clemens Engelke (PPI) durchgeführt. Mit den Schwerpunkten auf SEPA Instant Payment und Clearing wurden die "Neuen Produkte und Innovationen" von PPI vorgestellt. Lesen Sie jetzt in unserem Blog Artikel  mehr über den neuen TRAVIC Payment Hub, der mittels EBICS ein Clearing innerhalb von 1.8 Sekunden ermöglicht und dies im 7x24 Stundenbetrieb ohne jegliche Downtime. So kann eine Zahlung von Hamburg nach Lissabon und zurück in 100 Millisekunden verarbeitet werden. Daneben wurden ebenfalls die kommenden Neuerungen bei den Produkten TRAVIC Port und TRAVIC Corporate, die auch bei einigen Banken in der Schweiz im Einsatz sind, angesprochen. Neue Abholautomatismen, Self-Administration, ein kommender FinTS Anschluss für die PSD2 Schnittstelle oder die camt Engine sind nur einige der Veränderungen. 

Mit Kaffee und Kuchen sowie vielen interessanten Gesprächen und Diskussionen zu den Themen des Tages ging das 12. Petersberger Electronic Banking Forum zu Ende. Wir von PPI Schweiz freuen uns auch nächstes Jahr wieder dabei zu sein und sind gespannt auf die Themen, die uns dann erwarten werden.

Für PPI Schweiz, Marco Vosseler und Florian Stade

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